GASTBEITRAG: Abstiegskampf statt Champions League
Weltbeste Bildung – dieser Anspruch gilt in vielen Ländern, nur leider nicht in Deutschland. Im Jahr 2000 wurden wir vom „Pisa-Schock“ überrollt und stellten fest, dass wir nicht zu den Bildungsvorreitern gehörten, sondern im internationalen Vergleich sogar das Mittelfeld verpasst hatten.
Doch hat sich die Bildungslandschaft in Deutschland seitdem entscheidend geändert? Leider nein – die Schüler schneiden in der neuesten Studie sogar schlechter ab: Bei der Lese- und der Mathekompetenz landet Deutschland auf Platz 15, in den Naturwissenschaften auf Platz elf. Trotz vieler Forderungen, echte Vergleichbarkeit bei der Bildung zu schaffen, haben wir nach wie vor 16 verschiedene Systeme, aber stellen nicht sicher, dass die Schulbildung deutschlandweit höchste Qualität hat. Das zeigt sich auch bei uns in Niedersachsen: Die Leistungen in den Schulen gehen bergab. Besonders in naturwissenschaftlichen Fächern bleiben unsere Kinder im Mittelfeld. Ein bayerisches Abitur bekommt stärkere Anerkennung als ein niedersächsisches – das ist unfair und frustriert Schüler wie Lehrer.
Was kann die Politik also tun, um deutsche Bildung wieder an die Spitze zu bringen? Zunächst muss uns klar werden, dass wir nicht mehr im Wettbewerb mit Bayern oder Bremen stehen, sondern mit China und den USA. Wichtig wäre also, als erstes einen Rechtsrahmen zu schaffen, der es ermöglicht, dass Bildung als nationale Aufgabe auch entsprechend finanziert werden kann. Im Zuge dessen sollten bundesweit einheitliche Abschlussprüfungen eingeführt werden, damit die Leistungen vergleichbar sind.
Als zweites sollte der Unterricht digitaler gestaltet werden: In Estland lernen die Schüler demnächst mit digitalen Lehrbüchern, währenddessen arbeiten wir immer noch mit der Kreidetafel. Auch sollte stärker in die Mint-Fächer investiert werden, in denen unsere Schüler in der Regel schlechter abschneiden. So wäre es denkbar, Mint-Labore in den Schulen einzurichten, damit komplexe Inhalte anschaulicher vermittelt werden können.
Gute Bildung werden wir aber nur erreichen, wenn wir eines haben: gute Lehrer. Darum sollten wir dafür sorgen, die Attraktivität des Lehrberufs zu verbessern, zum Beispiel in Form von besseren Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Denn nur motivierte Lehrer sind in der Lage, Schülern zu bestmöglichen Leistungen zu verhelfen.
Fast zwanzig Jahre ist die erste Pisa-Studie nun her und Deutschland dümpelt noch immer im Mittelfeld. Die Groko muss sich endlich auf die wesentlichen Zukunftsprojekte konzentrieren, damit jedem Kind die weltbesten Bildungschancen ermöglicht wird.